Gewalt ist ein großes, oft unterschätztes Gesundheitsrisiko. Besonders betroffen sind Frauen, Kinder, pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Behinderung. In ihrer Dimension sind gewaltbedingte Gesundheitsschäden nach einer Studie der Weltbank mit denen von HIV, Tuberkulose, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vergleichbar.
Häusliche Gewalt gilt weltweit als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen. Studien belegen, dass etwa 25 Prozent aller Frauen ab dem 16. Lebensjahr sexuelle oder andere körperliche Gewalt erlebt haben (u.a. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2004: Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland). Sie mussten Handlungen erdulden, die körperlichen, seelischen oder sexuellen Schaden oder Schmerz zufügen.
Die Auswirkungen dieser körperlichen oder sexuellen Gewaltanwendung auf die Gesundheit von Frauen und Mädchen sind vielfältig:
Die Runden Tische im Kreis Kleve veranstalteten im Jahr 2004 einen Fachtag zum Thema: "Diagose: Häusliche Gewalt" für Ärzte und medizinische Fachkräfte.
Das Ergebnis war ein Diagnose-Leitfaden für die ärztliche Praxis.
Tipp: Der Weiße Ring gibt Auskunft über Möglichkeiten der Übernahme von Therapiekosten nach häuslicher Gewalt gemäß Opferentschädigungsgesetz.
Aus Gewaltopfern können schnell chronisch Kranke werden, wenn nicht die Verbindung vom Symptom zur Gewalterfahrung hergestellt wird. Dies gilt auch für Kinder, die Opfer bzw. Zeugen häuslicher Gewalt sind. Die meist langjährige Gewalterfahrung bedeutet für sie eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Lebenswelt mit entsprechenden negativen Folgen für ihre gesundheitliche Entwicklung.
Die Bekämpfung häuslicher Gewalt stellt an das Gesundheitswesen besondere Anforderungen. Ärztinnen, Ärzte, Pflegekräfte sowie andere an der Versorgung beteiligte Berufsgruppen kommen aufgrund ihrer besonderen Nähe zu den betroffenen Frauen und Kindern eine Schlüsselposition zu. Die Behandlung von Verletzungen als Folge von Häuslicher Gewalt sind in Notaufnahmen und vielen Arztpraxen Teil des Arbeitsalltages. Die Enttabuisierung und Ächtung von Gewalt sowie adäquates Reagieren in der beruflichen Praxis verbessern die Möglichkeiten für Frauen und ihre Kinder, die gesundheitlichen Folgen der Gewalterfahrung zu mindern. Außerdem wird hierdurch der Schutz vor weiterer Gewalt erhöht.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit
Studie: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit in Deutschland
Informationen über Gesundheit und gesundheitliche Versorgung gewaltbetroffener Frauen
Frauengesundheitszentrum in Köln
„Medizinische Intervention gegen häusliche Gewalt“
Interventionen im Gesundheitsbereich gegen Gewalt an Frauen e.V.